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Chris und Jodi, unsere amerikanischen «Eltern» in Cortez

Traumhaus − Im vermeintlich warmen Gästezimmer ist es am nächsten Morgen relativ kalt. Trotzdem fällt uns das Aufstehen leicht. Die warme Dusche und das WC sind schliesslich nur ein paar Schritte vom Bett entfernt. Wahrer Luxus im Vergleich zu unserem Land Rover. Noch besser fühlt es sich an, als wir kurz darauf die nach Süden ausgerichtete Stube betreten. Der langgezogene Raum, der nebst der Sofa- und Fernsehecke auch eine offene Küche und den Essplatz beinhaltet, ist dank der durchgehenden Fensterfront lichtdurchflutet und angenehm warm. Chris muss darum den Holzofen selbst im Winter nur am frühen Morgen anwerfen. Was uns jedoch am besten gefällt, ist die grandiose Aussicht, die man von diesem Raum und der grossen Veranda aus geniesst. Im Süden erhebt sich das Mesa Verde Plateau, weiter westlich ragt der Sleeping Ute Mountain in den Himmel. Seine Silhouette gleicht einem Ute Indianer, der mit gekreuzten Armen auf der Brust am Boden liegt.

Wir sind uns schnell einig... Chris’ und Jodi’s Heim ist ein Traumhaus. Dabei lief am Anfang nichts nach Plan. Die beiden mussten aufgrund von Veränderungen im Job, die Absicht mit einem Architekten zusammen zu arbeiten, aufgeben. Statt dessen zeichnete Chris seine eigenen Pläne und baute das Haus praktisch im Alleingang. Dazu iess er sich frühzeitig pensionieren, zog nach Colorado, wo sie Land gekauft hatten, und lebte fortan in einem alten Camper. Jodi blieb währenddessen an der Ostküste zurück, wo sie weiterhin arbeitete. Das Haus nahm langsam konkrete Formen an. Per E-Mail sendete Chris jeweils die aktuellsten Pläne und Fotos an Jodi, die ihre Bemerkungen dazu äusserte. Nach ein paar Jahren war es dann soweit. Jodi gab ebenfalls ihren Job auf und zusammen zogen sie und Chris ins Haus ein. Heute sind sie überzeugt, dass die anfänglichen Schwierigkeiten das Beste waren, was ihnen passieren konnte. Nur darum konnten sie das Haus ganz nach Ihren eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen bauen und ausstatten.

 

Erpressung − Wir sind beeindruckt, was die beiden im Alleingang geschaffen haben. Da stören uns auch die paar Details nicht, die laut Jodi noch nicht perfekt sind. Trotzdem erinnert Jodi Chris gerne an diese Versäumnisse. Äussert er zum Beispiel den Wunsch wieder einmal einen Ausflug irgendwohin zu machen, meint sie trocken «once you’ve finished the house».

 

For the balance of the day ... − Beim Frühstück werden wir in das Ritual des Morning Drinks eingeführt. Dieser grüne Mix aus Früchten, Ananassaft und weiteren Zutaten (Chris fügt sogar einen Schuss Essig hinzu) schmeckt wirklich hervorragend. Und auch der dazugehörende Trinkspruch ist uns bald genau so geläufig wie Chris abschliessende Bemerkung «thank you mom». Nach ein paar Tagen führt Jodi Lulu in die Zubereitung des Drinks ein. (Zurück in der Schweiz nehmen wir die Tradition des Morning Drinks ebenfalls auf, wenn auch nur am Wochenende.) Aber auch Chris und Jodi übernehmen etwas aus unserer Frühstückskultur (zumindest solange wir dort sind ;-). Wir bringen sie nämlich auf den Geschmack von Cereals (Cornflakes) mit Milch.

 

Neue Perspektiven − Den ersten Tag bei Chris und Jodi verbringen wir hauptsächlich mit dem Schreiben von E-Mails und Weihnachtskarten, lesen und plaudern. Chris und Jodi sind beide vielseitig interessiert und informiert. Unmöglich, dass uns der Gesprächsstoff bei so vielen Themen ausgeht. Chris liebt es stundenlang im Internet nach neuen, interessanten Beiträgen zu forsten. Durch ihn lernen wir auch die freie Enzyklopädie wikipedia.org kennen und nutzen erstmals google earth.

 

Früh übt sich ... − Am Samstag, 10. Dezember 2005 nimmt Jodi Lulu mit nach Mancos an einen Markt und in eine Gallerie, wo verschiedenes Kunsthandwerk und Spezialitäten aus der Region verkauft werden. Das Angebot reicht von Schnitzereien und Keramik über Fotografien und Musik bis zu Gebäck und Gewürzmischungen. Jodi kauft mehrere Weihnachtsgeschenke, Lulu sammelt währenddessen Ideen für eigene Projekte.

Auf dem Rückweg hält Jodi bei der Rodeo Halle, wo an diesem Wochenende das Junior Rodeo stattfindet. Dieser Anlass entpuppt sich für Lulu als ein riesen «Gaudi». Da reiten «Dreikäsehoch» auf ihren Pferden um Pfosten und fesseln Ziegen, während es die etwas älteren Kandidaten mit Kälbern zu tun bekommen. Pflicht ist dazu natürlich die stilgerechte Kleidung in Jeans, Hemd, Cowboyhut und –stiefeln... und das sowohl für Jungs wie Mädchen.

Wir bewundern die Kleinen, wie sie furchtlos durch die Halle galoppieren, brüsk bremsen, vom Pferd springen und sich sofort daran machen, die an einen Pflock gebundene Ziege auf den Boden zu werfen und zu fesseln. Da kann es auch mal vorkommen, dass einer etwas unsanft vom Pferd runterfällt... aber ein echter Cowboy kennt keinen Schmerz. Auffallend ist eines der Mädchen, dessen Lieblingsfarbe ganz offensichtlich Rosarot ist. Nicht nur ihr Hut, die Stiefel und ihre Kleidung sind rosarot. Nein, sie hat sogar ihrem Pferd die Fesseln rosarot eingebunden und in die Mähne rosarote Schleifen reingeknüpft. Süss ist auch der kleine Junge, der zwar noch von der Flasche trinkt aber trotzdem schon beim Contest mitmacht. Noch führt seine Mutter das Pferd sicherheitshalber am Zügel und hilft dem Jungen beim Abstieg aber wer weiss... vielleicht ist das der Anfang einer grossen Karriere als Rodeoreiter?

 

Kochshow − Während Jodi und Lulu einen erlebnisreichen Tag hatten, suchte Markus mit Nanuq eine Garage auf, um wieder einmal den fälligen Service zu machen. Nanuq ist ein zuverlässiges Auto. Ausser dem Öl, das gewechselt werden musste, ist alles in bester Ordnung.

Am Abend versuchen wir Chris und Jodi etwas für ihre Gastfreundschaft zurückzugeben und bereiten ein Party Filet zu. Jodi ist anfangs zwar etwas skeptisch und gibt ihre Küche nicht gerne in fremde Hände, doch das leckere Resultat überzeut auch sie. Mehr noch, wir sind in Zukunft gern gesehene Helfer in der Küche und dürfen sogar ihr komplettes aber noch nie gebrauchtes Fondueset einweihen.

 

Kleiner John Wayne − Jodi’s und Lulu’s Darstellungen vom Junior Rodeo haben Markus neugierig gemacht. Zusammen mit Lulu begibt er sich am nächsten Tag ebenfalls zur Rodeoanlage. Leider kommen heute die ganz kleinen Draufgänger nicht mehr zum Einsatz. Aber auch die Wettbewerbe der Teenager sind unterhaltsam. Einzeln oder in Zweierteams jagen sie Kälbchen nach und fangen sie mit dem Lasso ein.

Wir beobachten aber auch das Drumherum und entdecken zwei Brüder im Alter von etwa 7 Jahren. Beide tragen sie Jeans, Hemd, Cobwoyhut und –stiefel mit Sporen. Und sogar den klischeehaften Gang hat sich einer der beiden filmreif angeeignet. Wie ein alter Cowboy geht er breitspurig und ein Bein etwas nachschleifend ganz cool daher.

Als wir am Abend wieder nach Hause fahren, kommen uns Chris und Jodi in ihrem Auto entgegen. Sie sind zum Nachtessen verabredet. Das Haus haben sie offen gelassen und wir können frei darüber verfügen. Wir schätzen einmal mehr das Vertrauen, das uns in Nordamerika so oft entgegengebracht wird.

 

Qual der Wahl − Wir fühlen uns sehr wohl bei Jodi und Chris. Es gibt so viel zu entdecken und zu berichten. Daneben geniessen wir das Nichtstun und schätzen die Annehmlichkeiten eines festen Zuhauses. Ein richtiges Bett, eine Dusche, keine Kälte und kein ewiges Weiterziehen, keine tägliche Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz, sich einfach mal ausbreiten können, statt alles auf kleinstem Raum zu verstauen. Aus Tagen werden Wochen und Weihnachten rückt immer näher.

Alicia und Tom, die wir in der Pizzabäckerei in Whittier, Alaska, kennengelernt haben, haben uns für Weihnachten auf ihre Ranch in Arizona eingeladen. Aber mit jedem weiteren Tag, den wir bei Chris und Jodi in Cortez verbringen, fällt es uns schwerer, diesen Ort zu verlassen. Wir sind hin- und hergerissen. Entscheiden uns aber schliesslich dazu, Weihnachten bei unseren neuen «Eltern» zu verbringen und anschliessend direkt nach Phoenix zu fahren, wo wir an Silvester Lulu’s Schwester Barbara treffen.

Es fällt uns nicht leicht Tom und Alicia unseren Entscheid mitzuteilen. Wissen wir doch ihr Angebot sehr zu schätzen. Es ist schliesslich nicht selbstverständlich nach einer flüchtigen Begegnung vor ein paar Monate jetzt gleich zur Weihnachtsfeier eingeladen zu werden. Hoffentlich klappt der Besuch zu einem späteren Zeitpunkt.

 

Oh Tannenbaum ... − Die Tage bis Weihnachten vergehen wie im Flug. Wir nehmen teil am Alltagsleben von Chris und Jodi. Bei Gesprächen und Diskussionen lernen wir gegenseitig viel über das Leben und die Politik in den jeweiligen Heimatländern. Chris und Jodi können uns ausserdem viel über die Umgebung und deren frühen Bewohner, die Anasazis, erzählen. Wir erfahren, dass auf einigen Nachbarsgrundstücken Überreste von alten Siedlungen gefunden wurden. An einem solchen Ort zu wohnen, ist bestimmt ein spezielles Gefühl.

Ob Umwelt, Politik, Wirtschaft, die neusten digitalen Entwicklungen oder die Herkunft bestimmter Wörter... es gibt immer etwas zu diskutieren. Daneben hat es aber auch Platz für weniger Ernstes. Chris erheitert uns immer wieder mit witzigen Annekdoten aus seiner Kindheit mit dem nimmer sesshaften Vater.

Jodi stimmt uns währendessen mit dröhnender Weihnachtsmusik auf das bevorstehende Fest ein. Damit sie niemanden von ihren Liebsten vergisst, hat sie für den Versand von Weihnachtsgeschenken und -karten eine Streichliste erstellt und alle Geschenke auf einem Tisch ausgebreitet. Lulu hilft die vielen Päckchen sorgfältig und originell zu verpacken.

Zu einem richtigen Weihnachtsfest gehört natürlich ein echter Tannenbaum und Schnee. Auf letzteren warten wir jedoch vergeblich. Es ist zwar bitter kalt, doch weil es gleichzeitig sehr trocken ist, fällt kein Schnee. Für die Suche nach einem Baum fahren wir in ein höher gelegenes Waldgebiet, wo die weisse Pracht immerhin knöcheltief liegt. Wir schwärmen in verschiedenen Richtungen in den Wald aus und halten nach einer möglichst geraden und gleichmässigen Tanne Ausschau. Am Schluss haben wir zwei Favoriten auserkoren und es kommt zur Abstimmung. Arme Jodi... sie verliert mit 1:3 Stimmen. Später wird sie zugeben, dass der Entscheid richtig war. Der etwas weniger buschige Baum lässt sich nämlich besser schmücken.

Obwohl man in Colorado den Tannenbaum im Wald selbst fällen darf, gelten doch bestimmte Regeln. Man muss vorab eine Bewilligung kaufen und darf nur in bestimmten Waldgebieten auf die Suche gehen. Hat man seinen Baum gefunden und gefällt, muss man für den Transport die gelöste Bewilligung an dessen Spitze hängen. Gerät man in eine Kontrolle und kann die Bewilligung nicht vorweisen, gibt es eine Busse.

Zu Hause schmücken wir den Baum mit einer Lichterreihe aus verschieden farbigen Lämpchen, Kugeln und sonstigem «Firlefanz». Chris und Jodi können nicht verstehen, dass wir in der Schweiz echte Kerzen an den Baum hängen... und das obwohl die meisten Wohnungen im Gegensatz zur USA nicht mit Rauchmeldern ausgestattet sind! Ihr Kommentar: «Das ist doch viel zu gefährlich... auch wenn der natürliche Kerzenschein sicher schön aussieht.»

 

Ruhe bewaren − Apropos Rauchmelder, dieser geht einmal mitten in der Nacht in unserem Zimmer los. Es ist zum Glück kein Brand, sondern nur eine leere Batterie, die sich meldet. Wir sind trotzdem vor Schreck zusammengefahren... der Ton ist einfach ohrenbetäubend. Zum Glück kümmert sich der gute Chris sofort darum und wir schlafen schon bald wieder tief und fest.

 

Künstler?! − Einmal begleitet Lulu Chris und Jodi zu einem Kurs unter dem Titel «the Artist’s Way», der einem dabei helfen soll, kreative Blockaden zu lösen und zum eigenen künstlerischen Ausdruck zu finden. Jodi und ein weiteres Mädchen nehmen die Übungen und Anregungen sehr ernst. Lulu und Chris müssen sich dagegen oft das Lachen verkneifen.

Wir fangen mit der Hausaufgabe an. Diese bestand darin, sich ein Wort auszudenken und in den Unterricht mitzubringen. Als das Mädchen nun sein Wort nennen soll, gibt sie zu, keines gefunden zu haben. Unglaublich, sie hat sich so viele Gedanken gemacht (Nach dem Motto: «Ich brauche ein Wort. Hmm... ein Wort?! Ich will ein Wort, das nicht zu banal oder einfach ist. Wenn ich doch bloss wüsste, wozu wir dieses Wort brauchen? ...»), dass ihr am Schluss kein Wort gut genug erschien. Lulu’s Fazit: Sie scheint tatsächlich eine Blockade im Kopf zu haben.

Lulu hat sich bei der Wahl ihres Wortes «Pinguin» nicht viel überlegt. Viel eher hatte sie im Moment der Wortwahl eine Weinflasche mit dem Namen «little Penguin» im Blickfeld. Tja, und eben diese Flasche hat sie im Liquor Store aufgrund der Etikette mit dem süssen Pinguin drauf ausgelesen. Und vielleicht war auch das nicht ganz zufällig, da sie am Abend zuvor zusammen mit Chris, Jodi und Markus «the march of the penguins» auf DVD geschaut hat. Das aber nun der Kursleiter gleich eine typische Fixierung auf ein Thema festellen will, findet Lulu völlig übertrieben. Von wegen sie würde in ihrer momentanen Phase alles, sogar einen Elefanten (Zitat des Kursleiters), zu einem Pinguin machen wollen. Sie bleibt dabei: «Pinguin» ist besser als gar kein Wort... oder?

Das ganze psychologische und künstlerische Getue regt Lulu ziemlich auf. Obwohl sie schnell merkt, auf was der Kursleiter bei seinen jeweiligen Übungen hinaus will, gibt sie von nun an extra trotzige Antworten... das kann sie ja besonders gut ;-)

Immerhin hat am Schluss auch das «Mädchen ohne Wort» ein Erfolgserlebnis, als sie herausfindet, dass sie und der Kursleiter einen gemeinsamen Tick haben. Beide können sie ein gutes Buch nicht zu Ende lesen. Etwa 30 Seiten vor Schluss legen Sie das Buchzeichen rein und versorgen das Buch im Bücherregal, wo es für immer so bleibt. Hmmm, denkt Lulu vielleicht doch zu eindimensional?!

Alles in allem war der Abend recht witzig und in gewisser Weise auch ein Erfolg... denn ist es nicht so, dass man nach x-facher Wiederholung und Einredung des gleichen Satzes plötzlich daran glaubt? «I’m a very talented, creative and successful artist!» Jawohl, ich bin ein sehr talentierter, kreativer und erfolgreicher Künstler!

 

Yoghurt Class − Ein anderes Mal nimmt Jodi Lulu mit in ihre Yoga-Stunde (oder wie es Chris nennt: yoghurt-class). Auch das eine durchaus interessante Erfahrung, wenn auch mit der bitteren Erkenntnis einhergehend, dass es punkto Beweglichkeit noch viel Steigerungspontenzial gäbe. Das lange Sitzen im Land Rover hat wohl seinen Tribut gefordert.

 

Kitsch und Spiritus − Am 21. Dezember sind wir bei Chris’ und Jodi’s Freunden Sharon und Larry zu einer Winter Solstice Party (Feier zur Wintersonnenwende) eingeladen. Zusammen mit den anderen Gästen versammeln wir uns draussen in der kalten Nacht und stellen uns in einem Kreis um ein Feuer auf. Nach indianischem Glauben beten wir zu allen vier Himmelsrichtungen. Später nehmen wir uns alle an den Händen und jeder nennt, wen er in seinen Gedanken in diesen Kreis der Gemeinschaft aufnimmt. Es folgen weitere Runden in denen wir mit dem Rauch einer angezündeten Pflanze gesegnet werden und in denen wir indianische Gedichte rezitieren. Am Schluss dürfen wir dann auch noch die anfangs verteilten perkustischen Instrumente schütteln. Das freut besonders Chris. Wie ein ungeduldiges Kind hat er bereits während der Zeremonie gefragt, wann wir nun endlich Lärm machen dürfen.

Wir sind froh, als wir endlich ins warme Haus zurückkehren können. Die Zeremonie war für unseren Geschmack zu abgehoben und künstlich. Alle Anwesenden sind Weisse und da kommen die indianischen Bräuche automatisch unecht und inszeniert rüber.

Der anschliessende Potluck, ein Essen, zu dem alle etwas mitgebracht haben, ist hingegen sehr lecker. Nebst einem gefüllten Truthahn gibt es verschiedene Salate und Desserts. Larry, der gelernte Metzger, erzählt uns von seiner neuen Digitalkamera und dass er nun am liebsten etwas mit Fotografie anfangen möchte. Sharon spielt uns auf ihrem Mac selbstkomponierte Beruhigungsmusik ab, die sie zusätzlich mit meditativen Worten übersprochen hat. Chris erzählt uns später, dass sie ausser dem Herumwerkeln an ihrer Musik nicht viel von Computern versteht. Er hat schon einige Stunden damit zugebracht, ihr das Wichtigste zu erklären und einzurichtern... jedoch ohne Erfolg. Sobald sie irgendwo ansteht, bringt sie den Mac zurück in den Laden und behauptet er sei kaputt. Sharon und Larry sind wahrlich ein spezielles aber auch sehr herzliches Paar.

 

Nicht mogeln! − Die Abdeckung der offenen Küche in Chris und Jodi’s Haus dient seit einigen Tagen als Puzzlefläche. Haben wir ein Puzzle fertig, fangen wir mit dem nächsten an. Zuweilen stehen wir zu viert um die Ablage und suchen nach den passenden Teilen. Chris vergleicht dazu das lose Teil mit dem Bild auf der Schachtel und versucht herauszufinden, wo dieser Ausschnitt anzusiedeln ist. Lulu bezeichnet diese Methode zwar als «Bschiss», doch Chris lässt sich nicht davon abbringen. Schliesslich liegen alle drei von Chris’ und Jodi’s Puzzles fertig auf der Abdeckung und wir fragen uns, mit was wir uns von nun an die Zeit vertreiben könnten. Zum Glück finden Markus und Lulu bei einem Besuch im Thrift Store (Brockenhaus) von Cortez ein «neues» Puzzle. Dass wir damit gleich einen Volltreffer landen, ahnen wir jedoch nicht. Chris’ und Jodi’s Überraschung ist riesig, als sie die Schachtel mit dem Bild des Engineer Mountains erblicken. Das ist sozusagen ihr Familienberg. Jodi ist mit ihren Eltern schon als Kind dort wandern gegangen. Und auch heute ist er immer noch einer von Chris’ und Jodi’s Lieblingsplätzen, welchen sie regelmässig aufsuchen. Sofort fangen wir mit dem vierten Puzzle an...

 

«Chris, you are acting irresponsible» − Ein paar Tage später sehen wir den Engineer Moutain mit eigenen Augen. Chris nimmt uns mit dem Auto mit auf eine Tour auf dem San Juan Skyway. Jodi bleibt zu Hause. Sie hat sich erkältet und fühlt sich nicht 100% fit. Die ganze Tour ist über 230 Meilen lang (370 km) und führt uns teilweise bis auf über 3000 Meter. Von Cortez geht es nach Dolores und von dort dem Dolores River entlang Richtung Rico. Die Strasse wird von nun an steiler und führt hinauf ins Skiressort von Telluride. Auf dem Weg passieren wir den Lizard Head (Felszacken in der Form eines Eidechsenkopfs) und den schneebedeckten Trout Lake. Chris besteigt für ein Foto einen Hügel. Sein nicht ganz trittsicherer Abstieg ergibt eine gelungene und witzige Fotostrecke.

Telluride wurde ursprünglich bekannt durch seine Gold- und Silberminen. Im Jahr 1972 entdeckte man mit dem «weissen Gold» einen neuen Schatz und eröffnete den ersten Skilift. Knapp 300 Höhenmeter oberhalb der historischen Downtown ist seither ein moderner Skiort, das Moutain Village, entstanden. Anfangs war Telluride für seine schweren Abfahrten und extremen Buckelpisten bekannt. Mittlerweile bietet das Skigebiet aber für alle Könnerstufen etwas.

Im Sommer findet in Telluride fast jedes Wochenende ein Festival statt. Es gibt z.B. das Telluride Film Festival, das Telluride Blues & Brews Festival, das Mushroom Festival oder das Telluride Bluegrass Festival. All dies zieht nicht nur viele Touristen sondern auch Stars aus der Musik- und Filmszene an. Einige von ihnen besitzen hier sogar eine Villa. Wir sehen bei unserem Besuch jedoch keine bekannten Gesichter. Nicht nur die Promis bleiben fern, sondern auch der Schnee. Viel zu wenig hat es in dieser Saison bisher gegeben. An heiklen Stellen werden darum auch tagsüber Schneekanonen eingesetzt.

Unser nächstes Ziel auf dem San Juan Skyway ist Ouray, bekannt als die Schweiz von Amerika. Der kleine Ort befindet sich in einem Talkessel, der von bis zu 4000 Metern hohen Bergen umgebenen ist. Dabei liegt Ouray selbst schon auf 2300 m ü. M. Lange vor den Weissen entdeckten die Tabeguache Ute Indianer dieses Tal. Im Sommer jagten sie hier das reichlich vorhandene Wild und badeten in den heissen Quellen. Heute deutet nicht mehr viel auf diese Vergangenheit hin. Einzig der Name erinnert an ihren bekannten Häuptling Chief Ouray.

Das Ort Ouray entstand als im Jahre 1875 in den umliegenden Bergen Silber- und Goldvorkommen entdeckt wurden. Das Wachstum wurde beschleunigt als Ouray 1884 von Süden her via einer Mautstrasse nach Silverton und 1887 von Norden her mit der Denver & Rio Grande Railroad erschlossen wurde. Damit konnte das abgebaute Erz zukünftig billig transportiert werden. Ouray war seit ihrer Gründung als Goldgräberstadt auch als Touristendestination bekannt, die die Leute mit spektakulären Landschaften und den heissen Quellen anzog. Diese Tatsache half dem Ort zu überleben, lange nachdem der Goldrausch verebbt ist.

In mehreren Serpentinen führt die Strasse von Ouray hinauf zum Red Mountain Pass. Der Streckenabschnitt von Ouray nach Silverton wird auch Million Dollar Highway genannt. Auch Silverton ist eine ehemalige Minenstadt. Und gleich wie Telluride und Ouray lebt sie heute vom Tourismus. Zwischen Mai und Oktober verkehren täglich Dampfeisenbahnen der Durango & Silverton Narrow Gauge Railroad zwischen Durango und Silverton und im Winter laden die umliegenden Berge zum Skifahren ein.

Vorbei an verschneiten Bergen fahren wir weiter über den Molas Pass und hinunter ins Tal nach Durango. Dabei halten wir noch einmal an, um den Ausblick auf den Engineer Mountain zu geniessen, den wir bisher nur vom Puzzle her kennen. Wir können uns gut vorstellen, dass dieses Gebiet im Sommer viele tolle Wandermöglichkeiten bietet.

In Durango freuen wir uns alle auf ein Steakhouse, von dem Chris schon den ganzen Tag gesprochen hat. Leider hat es ausgerechnet heute geschlossen. Statt einem saftigen Steak gibts darum einen Burger von Wendy’s zum Znacht.

Es ist bereits dunkel als wir nach Hause zurückkehren. Der Tag war lang aber wunderschön und unterhaltsam... auch wenn, so würde es zumindest Jodi nennen, Chris manchmal etwas unverantwortlich handelte ;-)

 

«Red or green?» − Ein anderer Ausflug mit Chris führt uns über Durango nach Farmington. Durango bedeutet «Wasserstadt». Ein Name der auf den Animas River, der durch die Stadt fliesst, zurückzuführen ist. Während dem Goldrausch nahm Durango dank der Eisenbahn nach Silverton eine wichtige Rolle ein. Einerseits gelangte das geschürfte Gold von Silverton nach Durango und andernseits versorgte Durango die Minenstadt mit Waren. Heutzutage hat auch hier der Tourismus wirtschaftlich den ersten Platz eingenommen. Durango wirbt gern mit seinem WildWest-Image. Unzählige Westernfilme wurden hier produziert, darunter «Butch Cassidy and the Sundance Kid», der für Robi Redford den Durchbruch als Filmschauspieler bedeutete.

Wir bleiben nicht lange in der historischen Altstadt von Durango. Nach dem Besuch einer Galerie, die auf indianisches Kunsthandwerk und Schmuck spezialisiert ist, fahren wir weiter nach Farmington in New Mexico. Hier reihen sich wie in den meisten nordamerikanischen Städten die bekannten Ladenketten wie WalMart, HomeDepot etc. aneinander. Wir sind wegen SAM’s, einer Tochtergesellschaft von WalMart, hergekommen. In diesem Discounter kann nur einkaufen, wer über eine Mitgliederkarte verfügt. Die Preise sind günstig und die Packungen verdienen die Bezeichnung «Oversize». Hier gibt es alles in Übergrösse. Gurkengläser, die (zumindest bei uns) in keinen Kühlschrank passen; Büchsen, die für eine 10-köpfige Familie prädestiniert sind und Cornflakespackungen, die bei uns für ein halbes Jahr reichen würden. Am meisten angetan ist Lulu jedoch von einem Staubsauger, der ohne menschliche Hilfe die Wohnung saugt... so jedenfalls will es uns der Beschrieb glauben machen. Chris stockt den Essensvorrat auf und wir kaufen mit Chris’ Mitgliederkarte eine vergünstigte externe Harddisk. Unser Compi stösst wegen den vielen Fotos nämlich an seine Grenzen.

Wie immer in so grossen Läden verlieren wir jegliches Zeitgefühl und ehe wir uns versehen, ist der Mittag längst vorüber. Höchste Zeit also unseren knurrenden Mägen etwas zuzuführen. Das Dad’s Diner ist innen und aussen im Stil der 50er Jahre ausgestattet. Das Essen ist typisch amerikanisch mit Burritos, Omeletten etc. Und bei der Bestellung folgt bei allen Gerichten die Standardfrage für New Mexico: «red or green?». Damit meint die Serviertochter die bevorzugte Chilisorte. Man merke sich: Die roten Chilis sind etwas milder als die grünen.

 

Home, sweet home − Von Farmington fahren wir nach Shiprock. Wir erreichen den einsamem Felsen bei Sonnenuntergang. Seine Entstehung geht auf vulkanischen Ursprung zurück. Wahrscheinlich sind der Shiprock und die davon ausgehenden Dikes (mehrere Kilometer lange Abbruckkanten) ursprünglich 750 bis 1000 Meter unter der Erdoberfläche entstanden und erst nach mehreren Millionen Jahren durch die Erosion freigelegt worden. In der Geschichte der Navajos spielt der Shiprock eine grosse Rolle. Er wird als heiliger Ort verehrt und die Indianer sehen es nicht gerne, wenn Touristen sich dem Felsen nähern oder ihn gar besteigen. Wir halten gebührenden Abstand und betrachten den Shiprock oder Winged Rock, wie ihn die Indianer nennen, nur von der Hauptstrasse aus.

Auf dem Rückweg nach Cortez legen wir einen Zwischenhalt in einem Spital ein. Wir sind zum Glück alle kerngesund, wollen uns aber die Ausstellung indianischer Kunst in der Eingangshalle und den Gängen nicht entgehen lassen. Im Dunkeln kehren wir nach Cortez zurück, wo uns Jodi mit Weihnachtsmusik erwartet... :-)

 

Von wegen stille Nacht, heilige Nacht – Am 23. Dezember 2005 begeben wir uns zu zweit in die Stadt (Cortez). Wir sind auf der Suche nach passenden Weihnachtsgeschenken für Chris und Jodi. Für Chris haben wir bereits gestern im SAM’s etwas gekauft und dank seinem Tipp finden wir nun auch für Jodi das Richtige. Beim Stöbern entdecken wir noch ein paar weitere Kleinigkeiten, von denen wir annehmen, dass sie ihnen Freude bereiten. Während wir froh sind, alle unsere Geschenke beisammen zu haben, bastelt Chris noch immer an seinen Kalendern herum. Er braucht viel Zeit, Nerven und Tintenpatronen bis die Kalender für Freunde und Familie schön ausgedruckt und gebunden auf dem Tisch liegen.

Während wir den heiligen Abend gemütlich und nur zu viert bei einem feinen Essen feiern, entwickelt sich der 25. Dezember zu einem echten Besuchsmarathon. Am Morgen werden die Päckchen unter dem Tannenbaum hervorgeholt und verteilt. Alle schauen wir uns gegenseitig beim Auspacken zu und freuen uns miteinander über die gelungenen Überraschungen. Wir fühlen uns als vollwertige Familienmitglieder... ein schönes Gefühl fernab von zu Hause.

Am Mittag sind wir bei Janice und Nadine, zwei Cousinen von Jodi, eingeladen. Zur Festgesellschaft gehören ein paar weitere Verwandte und Bekannte und Janice’ Hund Doddly. Chris hat uns vor ihm gewarnt... nicht weil er besonders gefährlich wäre, sondern weil bei seiner Grösse, die etwa der einer Ratte entspricht, die Gefahr des Zertretens besteht. Der arme Kerl hat wegen schlechten Benehmens momentan Körbchenarrest und wir können daher ganz unbesorgt im Haus auf- und abgehen.

Janice und Nadine haben ein reichhaltiges Buffet mit Süsskartoffeln, Truthahn mit separater Füllung, grünen Bohnen, gefüllten Eiern, Salaten und Pecan Pie als Dessert angerichtet. Wir probieren von allem, sind aber bemüht die Portionen klein zu halten. Was die Gastgeber nämlich nicht wissen dürfen ist, dass wir am Abend zu einem weiteren Festessen eingeladen sind. Jodi konnte keine der beiden Einladungen ausschlagen und hat darum beide angenommen. Chris lässt nur die Augen rollen... das Gleiche ist ihnen schon an Thanksgiving widerfahren.

Um das straffe Programm einzuhalten, verabschieden wir uns frühzeitig von unseren Gastgebern. Nach einem kurzen Stopover zu Hause geht es weiter zu Yvonne und Lerry. Yvonne haben wir bereits kennengelernt. Sie war zusammen mit Chris und Jodi an der Feier im Mesa Verde National Park.

Erstaunt stellen wir fest, dass wir in dieser grossen Festgesellschaft nebst Chris und Jodi die einzigen nicht verwandten oder angetrauten Gäste sind. Obwohl unsere Mägen vom Mittagessen noch ziemlich voll sind, werden wir ans Buffet gebeten. Auch hier ist die Auswahl riesig und wir kehren trotz guten Vorsätzen mit voll beladenen Tellern an den Platz zurück.

Später gehen wir alle nach draussen, wo Yvonne, Jodi und Lulu mehrere mit Sand gefüllte Papiertüten mit angezündeten Kerzen bestückten. Das kennen wir zwar schon von der Feier in Mesa Verde aber wir geniessen den schönen Anblick trotzdem. Etwas zurückhaltender sind wir, als nun alle zusammen «silent night» (Stille Nacht) anstimmen.

Drinnen geht es danach mit dem «White Elephant» weiter. Zu diesem Spiel musste jeder Gast ein Geschenk mitbringen. Entweder etwas, dass er selbst zu Weihnachten bekommen hat aber nicht will oder etwas, dass er bereits seit längerem besitzt aber nicht mehr brauchen kann. Nun ziehen alle eine Nummer und Markus, der die 1 gezogen hat, darf beginnen. Eer darf sich aus all den Päckchen eins aussuchen und auspacken. Danach kommt Nummer zwei an die Reihe. Diese Person holt ebenfalls ein Päckchen und kann nach dem Auspacken entscheiden, ob er dieses behalten will oder ob er es gegen das bereits von Nummer 1 geöffnete Geschenk tauschen will. Und so geht es weiter bis am Schluss alle ein Päcken ausgepackt und eventuell getauscht haben. Da Markus am Anfang keine Chance hatte sein Geschenk zu tauschen, darf er dies, wenn er möchte, ganz am Schluss nachholen. Er hat nun natürlich die grösstmögliche Auswahl. Das Spiel ist sehr witzig und die Überraschung was wohl in den Päckchen steckt gross. Es kommt eine unglaubliche Bandbreite an Geschenken zum Vorschein. Von neuen und nützlichen Gegenständen bis zu einem unvollständigen Paar Schuhe ist alles vorhanden. Unsere Ausbeute mit einem Buch und einer DVD ist ziemlich gut, zumal unsere Geschenke Jodi mitgebracht hat.

 

A big thank you − Bis oben vollgestopft verlassen wir die Party und machen uns müde auf den Nachhauseweg. Die Stimmung ist gedrückt. Uns wird bewusst, dass uns nur noch zwei Tage bei Chris und Jodi übrig bleiben. Wir hatten eine grandiose Zeit zusammen und der bevorstehende Abschied tut weh. Was haben wir gelacht und diskutiert?! Zusammen schauten wir Tiervideos und die American Footballspiele der College League. Dabei liessen wir uns die komplizierten Grundregeln dieser Sportart erklären (Zitat Chris: «Ein Spiel für Anwälte»). Wir haben die Vögel, Hasen und Rehe vor ihrer Veranda und hinter dem Haus beobachtet; nachts haben wir dem Heulen der Coyoten gelauscht und am Tag hat Markus Chris beim Zusammentragen des toten Holzes geholfen. Chris hat uns dafür mit technischen Tipps versorgt und eine Testfahrt mit Nanuq unternommen. Weiter haben wir das Wendy’s als eines der besten FastFood Restaurant entdeckt und mit Jodi die authentische Trading Post besucht, wo Indianer Ihre Schmuckstücke zum Verpfänden hinbringen. Und jeden Abend haben wir den grandiosen Sonnenuntergang über dem Sleeping Ute Mountain bestaunt.

Es gäbe noch so viel zu erzählen aber dann ist der Tag des Abschieds gekommen. Wir sagen auf Wiedersehen und hoffen dabei fest, dass es dieses auch wirklich geben wird. Wir sind als Fremde für eine Nacht gekommen und gehen nach drei Wochen als gute Freunde...

 

Veränderung − Das Abschiednehmen fällt uns mit jedem Mal schwerer. Warum dem so ist, können wir nur vermuten. Vielleicht weil der Vorwärtsdrang am Anfang der Reise viel grösser war? Wir waren voller Abenteuerlust, immer gespannt darauf, was uns hinter der nächsten Kurve erwartet. Alles lag vor uns; die Zeit schien unbegrenzt. Das Freiheitsgefühl beflügelte uns... wir konnten bereits Gesehenes oder Erlebtes angesichts der Neugierde auf das, was uns noch alles erwartet würde, viel schneller hinter uns lassen. Nach neun Monaten, die wir meistens irgendwo draussen auf der Strasse verbracht haben und in denen wir so unendlich viel Neues entdecken durften, haben sich unsere Sichtweisen etwas verschoben. Waren anfangs vor allem Landschaften und Sehenswürdigkeiten das Ziel, zählen für uns heute vor allem die Begegnungen mit anderen Menschen. Sie sind das grösste Geschenk unserer Reise. Wahrscheinlich ist es natürlich, dass man nach so langer Zeit ohne festes Zuhause ein solches plötzlich umso mehr geniesst und man sich schwer tut, danach wieder auf die Strasse zurückzukehren. Und vielleicht ist es auch das Bewusstsein, dass die Zeit des Reisens doch nicht unbegrenzt ist. Jeder Abschied ist somit auch ein wenig ein Abschied von unserer Reise und unserem gelebten Traum...

Wahrscheinlich sind die Gründe bei uns beiden aber auch ganz unterschiedlich. Denn während Lulu am liebsten noch lange im LandRover von Ort zu Ort ziehen möchte, sehnt sich Markus immer öfter nach einem festen Zuhause und einem geregelten Alltag. Eine schwierige Ausgangslage, die manchmal zu Gehässigkeiten und Tränen führt. Wir vertagen die Entscheidung... ein weiteres Mal. Noch ist unsere Reise, unser Traum, nicht zu Ende.